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Inhalt

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Titel

Zitat

I Prolog

II 1968: »Ein verrücktes Jahr, das unheimlich schnell vorbeigerasselt ist«

Die Chronik der Revolte: Die Ausgangssituation

Exkurs 1 – »und Vietnam und« – und was war eigentlich ein Teach-in?

Frankfurter Schule und lokale Politik

Was in Frankfurt geschah – Der Auftakt

Die Auseinandersetzung eskaliert

Die Kaufhaus-Brandstiftung und das Attentat auf Rudi Dutschke

Der heiße Frankfurter Mai

Der Gegenschlag

Exkurs 2 – Der Frankfurter Diplomaten-Prozess und die Zeugenaussage eines deutschen Bundeskanzlers im Jahre 68

Exkurs 3 – Der Prager Frühling in Frankfurt

Herbststürme

Wohin führten die Lebenswege der Frankfurter 68er?

III Porträts

Hans-Jürgen Krahl – »Wo die Wölfe hausen«

Daniel Cohn-Bendit – »Es sollte auch Spaß machen«

»Nichts kann zurückgedreht werden« – Interview mit Daniel Cohn-Bendit über 1968 und die Folgen

KD Wolff – »Die nächste Revolte wird kommen«

IV 1976: Die Zäsur nach acht Jahren 68 – die Protestgeneration im Gründungsfieber, ein neuer kultureller Aufbruch

Warum ein Blasorchester »sogenannt« wurde

Die Kapp oder nach Karl Marx: »Der Rock ist ein Gebrauchswert«

Literatur und Revolte: Von Kursbüchern und Matthias Beltz

V Die Frauen

VI Linksanwälte

Rupert von Plottnitz

Margarethe Nimsch

Roland Kern

Manuela Rottmann

Juristisches Nachspiel

Die Zeitzeugen

Quellen

Dank

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

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Parmesan und Partisan

Wo sind sie geblieben

Partisan und Parmesan

Alles wird zerrieben

Matthias Beltz

I Prolog

1968: Bis heute besitzt diese Jahreszahl einen magischen Klang. Doch vieles von dem, was damals tatsächlich geschah, droht fünf Jahrzehnte später in einem Mythos zu verschwimmen. Dieses Buch ist auch der Versuch, die wirklichen Geschehnisse wieder in Erinnerung zu rufen.

1968 in Frankfurt: Die Stadt war damals neben Berlin das Zentrum der Revolte in Deutschland. Von hier nahmen die gesellschaftlichen Umwälzungen ihren Ausgang, die bald darauf das ganze Land erfassen sollten. In Frankfurt lehrten die Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, die mit ihrer Kritischen Theorie die intellektuelle Basis für den Aufstand schufen. Hier besaß der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) sein zentrales Büro, von dem aus er die Bewegung steuerte.

Frankfurt war damals schon so etwas wie ein politisches Labor für die Bundesrepublik. Später, als von hier aus die GRÜNEN ihren politischen Weg nahmen, sollte die Stadt wieder diese Funktion haben. Die 68er waren von ihrem Selbstverständnis her eine politische Bewegung, tatsächlich aber viel mehr noch eine kulturelle. Der gesellschaftliche Aufbruch zeigte sich in der Stadt im Theater, in der Bildenden Kunst, in der Musik oder im Kabarett. Hier gab es die ersten Aktionen der neuen Frauenbewegung wie den legendären Tomatenwurf auf den Studentenführer Hans-Jürgen Krahl oder das »Busenattentat« auf Adorno. Hier wurden aber auch die Kaufhaus-Brandanschläge organisiert, die direkt in den Terror der späteren Rote Armee Fraktion (RAF) führten.

Wir haben mit vielen Zeitzeugen gesprochen, deren Erinnerungen das Jahr 1968 wieder lebendig werden lassen. Daniel Cohn-Bendit blickt ebenso zurück wie der damalige SDS-Vorsitzende KD Wolff, der Künstler Thomas Bayrle oder der Schriftsteller Peter Härtling.

Rupert von Plottnitz, Verteidiger in Stammheim und später Hessischer Justizminister, schaut mit Kollegen auf die Gründung der Sozialistischen Anwaltskollektive, Dissidenten aus Osteuropa ziehen Verbindungslinien vom Prager Frühling zur antiautoritären Bewegung im Westen. Und es wird an große Irrtümer erinnert, an ideologische Verirrungen, an antisemitische Tendenzen auch im linken Spektrum.

Dieses Buch ist notwendiger denn je. Denn gegenwärtig erlebt Europa eine rechtspopulistische Bewegung, die viele der gesellschaftlichen Errungenschaften von 1968 wieder rückgängig machen will. Umso mehr gilt es, sich zu vergewissern, was vor 50 Jahren an gesellschaftlichen Fortschritten erreicht wurde. Was auf dem Spiel steht und was verteidigt werden muss. Deshalb dieses Buch.

Frankfurt am Main, im Sommer 2017
Claus-Jürgen Göpfert
Bernd Messinger