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Inhalt

[Cover]

Titel

Widmung

Erster Teil – Der Fisch im Wasser

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

Zweiter Teil – Bären und Wölfe

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

Dritter Teil – Der Weg zurück

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

[Leseprobe – Elly]

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Für Jan

Bleib wo du bist

Erster Teil
Der Fisch im Wasser

1

Schon von Weitem fallen die Unmengen an Speck auf, in Streifen, Stücken und Scheiben auf den silbernen Vorlegeplatten des Büffets. Der ganze Saal ist in traniges Gelb getaucht, die tief hängenden Tiffanylampen brennen, obwohl es draußen noch gar nicht dunkel ist. Über der Tür das geschnitzte Holzschild mit der Aufschrift Große Laugenspitze, auf dem Fußboden ein burgunderfarbener Teppich, dunkelbraune Täfelung an den Wänden. Matthias Harms hat kurz das Gefühl, direkt in einen Albtraum hineinzuspazieren. Er wünschte, Günther wäre mitgekommen, wie er es vorhatte, der würde jetzt sicher eine richtig bissige Bemerkung zu der ganzen Szenerie machen und ihn damit aufmuntern. Die Zugfahrt von Hamburg war nicht gerade optimal verlaufen. Ein verpasster Anschluss wegen eines Schwindelanfalls auf der Bahnhofstoilette verlängerte die Fahrt unnötig, später ein ausgedehntes Herumstehen auf freier Strecke aufgrund eines Personenschadens, die Telefonverbindung war ständig unterbrochen, und ein Gespräch mit seiner Mutter konnte er beim besten Willen nicht zu Ende führen. Daran waren die Berge schuld, die Tunnel, das schlechte Wetter unterwegs. Immerhin war er rechtzeitig zur Eröffnungsveranstaltung im Hotel eingetroffen, nur hatte er eben noch keine Zeit gehabt, ein Bad zu nehmen und sich die Nacht im Zug abzuspülen wie ursprünglich geplant. Das Gute ist, dass er durch die längere Fahrt auch mehr arbeiten konnte. Außerdem scheint in Meran die Sonne, es ist unerwartet warm. Und schließlich hat er sich auf das Wochenende in den Bergen ja durchaus gefreut.

Ein Kollege, den er bereits von anderen Tagungen kennt, kommt auf ihn zu, Hermann Manfred, oder auch Manfred Hermann, er kann sich das einfach nicht merken. Der begrüßt ihn, als wären sie schon immer dicke Freunde gewesen, zieht ihn am Ärmel hinter sich her in den Saal, und Matthias ist zu gut erzogen, um sich dagegen zu wehren.

Hermann Manfred findet einen Tisch in einer Ecke für sie beide, und Matthias schiebt sich folgsam auf eine Holzbank mit losen Kissen, die sofort verrutschen. Nach und nach füllt sich der Saal.

Zu ihnen setzen sich drei weitere Herren, einer auf die Bank, zwei auf die Stühle, Vorstellen, Händeschütteln. Matthias hört Hermann Manfreds Namen in der richtigen Reihenfolge und vergisst sie sofort wieder, keiner von ihnen am Tisch trägt die Namensschilder, die im Zimmer bereitlagen. Dann sitzen sie alle da und warten, dass es losgeht, mit weit auseinander gestellten Beinen, verschränkten Armen, Kinn auf der Brust, wie Platzhirsche, und Matthias freut sich heimlich, als er sieht, dass die Kellnerin, die kommt, um Getränkebestellungen aufzunehmen, tatsächlich eine lederne Hirschapplikation auf ihrem Rock hat und Hornknöpfe an der Bluse. Sie bestellen alle Bier. Der Programmpunkt dieses Abends heißt »Geselliges Beisammensein«.

Manfred Hermann dreht sich auf seinem Sitzkissen hin und her, späht an den anderen vorbei in den Saal und sagt: »Es sind ganz schön wenig Frauen hier.«

»Auf so einer Tagung hat man eben nichts zu suchen, wenn man mit seinen Patienten immer einer Meinung sein will«, sagt Matthias. Es soll ein Witz sein, aber die Platzhirsche nicken zustimmend. Daraufhin hält er lieber erst mal den Mund. Es ist zu warm, man kommt ins Schwitzen, der Lärm ist beträchtlich – offensichtlich ist ihr Tisch der einzige, an dem Schweigen herrscht. Das Bier kommt und sorgt für Beschäftigung. Auf den Gläsern sind Tannenbäume abgebildet.

Zur Erleichterung der geselligen Runde werden irgendwann die Ziehharmonikatüren zwischen Speisesaal und Lobby zugezogen, und jemand klopft an ein Glas. Ein Mann erhebt sich, er trägt eine Lodenjacke und hält eine kleine Eröffnungsrede. Matthias kennt ihn, sie haben miteinander telefoniert, Huber heißt er, und er leitet diese Tagung. Er grinst viel, während er spricht, fummelt sich im Gesicht herum und behält die ganze Zeit eine Hand in der Hosentasche. An der Sprachmelodie und den Konsonanten hört man deutlich, dass er aus der Gegend kommt. Er bittet darum, auch das Rahmenprogramm zu beachten, stellt besondere Gäste vor – für jeden Tag ist ein Mittagsredner eingeladen –, und alle Köpfe drehen sich, als er in Matthias’ Richtung deutet. Nachdem er ein paar Veränderungen im Ablauf aufgezählt hat, macht er einen Witz – Wie viele Psychologen braucht man, um eine Glühbirne einzudrehen? – und fordert zum Schluss alle auf, sich reichlich vom Speck zu bedienen, und für den Fall, dass er irgendjemandem noch nicht aufgefallen ist, wedelt er mit den Armen Richtung Büffet. Er nimmt sich sogar einen Moment, um dessen Herstellung zu erläutern: besonderes Räucherverfahren, Lufttrocknung, Edelschimmel, ganzer Schinken, heimisches Schwein. Es gibt Applaus, dann beginnt die Geselligkeit offiziell. Im Hintergrund dudelt Musik.

Matthias hat keinen rechten Appetit, aber die anderen sind bereits aufgestanden, um sich am Büffet anzustellen, und so allein am Tisch kommt er sich verloren vor. Mit einem Teller in der Hand geht er langsam an den Servierplatten vorbei, er hat keine Ahnung, was er sich nehmen soll. Speck ist eigentlich nichts für ihn, aber er nimmt sich pflichtschuldig ein paar grob heruntergesäbelte Scheiben; der Salat mit Gemüsestückchen und reichlich Mayonnaise besteht zu fünfzig Prozent aus Perlzwiebeln. Die Butterstücke, in Form von Kleeblättern ausgestanzt, kommen aus dem Tiefkühler und schwitzen Wasser aus. Die panierten Schnitzel sind natürlich längst kalt, die Salatkomponenten zum Selber-Zusammenstellen sind großenteils eingelegt und riechen säuerlich (grüne Bohnen, Krautsalat, rote Bete).

Am Ende hat er im Wesentlichen Brot auf seinem Teller, eine Scheibe von dem Mischbrot, das so groß ist wie ein Autoreifen, einen trockenen Fladen mit hubbeliger Oberfläche, von dem er hofft, er werde wie Knäckebrot schmecken, und eine Hälfte von einem flachen, runden Brot, das diverse Gewürze enthält. Er meint, es aus einem Urlaub seiner Kindheit zu kennen, den er mit seiner Familie hier verbracht hat. Er weiß noch, dass sein Vater damals bei einer Wanderung für alle drei Kinder mit seinem Filzhut Wasser schöpfte, als sie an einer Quelle Rast machten. Die Wanderung war mörderisch gewesen. Sonst erinnert er sich an fast nichts mehr. Das Ganze ist gut vierzig Jahre her.

Zum Essen sitzen wieder alle auf ihren Plätzen in der Ecke, die Kellnerin bringt eine neue Runde Bier, einer der Herren am Tisch deutet auf Matthias’ Teller und sagt: »Das nenne ich eine ausgewogene Ernährung.«

Matthias schmunzelt freundlich und überlegt währenddessen, wie der Mann heißt. Er hat den Namen vorhin nicht verstanden, weil er so genuschelt wurde.

»Sie sind das also«, sagt ein anderer, der sich wenigstens verständlich als Geierhofer vorgestellt hat, ein Kollege aus Österreich mit einem bemerkenswert glatt rasierten Gesicht, das Hemd bis obenhin zugeknöpft, aber ohne Krawatte. »Der mit den Zwängen. Ich habe neulich diesen Aufsatz von Ihnen gelesen.«

»Wie schön«, sagt Matthias. Er hat Brot im Mund.

»Ist das dann auch morgen Ihr Thema? Beim Vortrag?«

»Welcher Aufsatz war es denn?«

Geierhofer sieht für einen Moment irritiert aus, dann zieht er den rechten Mundwinkel hoch – seine linke Gesichtshälfte bleibt den gesamten Abend über weitgehend unbewegt – und sagt: »Ganz ehrlich, ich kann mich nicht erinnern. Es kam eine Frau drin vor und eine Menge Abkürzungen.«

»Den hab ich auch gelesen«, sagt der Nuschelnde.

»Wo ist denn dann der Vortrag morgen?«, fragt Hermann Manfred.

Matthias überlegt. »Im großen Konferenzraum. Der heißt wie ein Pferd, glaube ich.«

»Hafling«, sagt der Nuschelnde.

»Das ist ein Pferd?«, sagt Geierhofer. »Für mich klingt das eher nach einem Hobbit.«

Danach geht das Gespräch leichter. Sie einigen sich alle bald auf das Du, wobei Geierhofer ihnen den Vornamen verschweigt, er ist ihm offensichtlich peinlich. Matthias’ Vorsatz, nicht zu viel zu trinken, ist nach dem dritten Bier unwichtig geworden. Er braucht die Flüssigkeit, er hat viel zu wenig Butter und Aufschnitt für seinen Brotberg, und keines der Brote, die er sich geholt hat, ist auch nur annähernd als saftig zu bezeichnen.

Der Fünfte, der mit ihnen am Tisch sitzt, ist ruhig und zurückhaltend, jünger als sie alle, ein drahtiger, hoch gewachsener Mann mit blondem Schnurrbart (vermutlich schwul). Er heißt Thomas, hat ihnen aber angeboten, ihn Tommy zu nennen, er ist Schweizer, hat trotzdem kaum Akzent und wohnt in Köln, was Matthias nicht überrascht. Er tut alles erkennbar maßvoll: isst nicht zu viel und nicht zu schnell, hält sich länger als die anderen an seinem Bier auf. Er befindet sich in der Therapeuten-Ausbildung, kurz vor dem Abschluss. In einer Gesprächspause wendet er sich an Matthias: »Du bist also vollkommen spezialisiert auf Zwänge, wenn ich das richtig verstehe.«

»Das verstehst du richtig.«

»O Gott, wie anstrengend.« Thomas kichert etwas albern. »Ich hatte vor einiger Zeit einen Fall, da hab ich erst gar nicht gemerkt, dass das ein Zwängler ist, das war ziemlich schrecklich. Der hat die ganze Zeit mit mir diskutiert, und ich fürchte, er war einfach zu intelligent für mich.«

»Das kenne ich«, sagt Hermann Manfred.

Matthias lacht laut auf.

»Trotzdem – irgendwie hat es mich auch fasziniert«, sagt Thomas.

»Zwangspatienten sind eine Pest«, sagt Geierhofer.

»Jawohl«, sagt Hermann Manfred.

»Ich finde sie faszinierend«, sagt Thomas.

»Das wissen wir schon«, sagt Geierhofer.

Matthias senkt den Kopf, damit die anderen sein Grinsen nicht sehen. Dieser Geierhofer mit seinem halben Gesichtsausdruck gefällt ihm immer besser. Irgendwie verliert er den Faden, während die anderen sich über einen konkreten Fall unterhalten, den Fall des Schweizers. Das passiert Matthias normalerweise nicht. Aber ihm gegenüber sitzt Hermann Manfred und isst mit großem Appetit von dem Mayonnaise-Salat mit den Perlzwiebeln, schaufelt mechanisch die Scheußlichkeit in sich hinein und kaut mit mahlenden, von außen gut sichtbaren Bewegungen. Matthias kann seinen Blick nicht abwenden.

Auf einmal hört er Geierhofer laut sagen: »Wir werden die nächsten drei Tage hier nur über Zwänge reden. Wenn wir nicht jetzt auf der Stelle ein anderes Thema finden, gehe ich auf mein Zimmer und dusche mich mit Desinfektionsmittel.«

Die Kellnerin kommt mit einer neuen Runde. Matthias ist jetzt auch wieder bei der Sache. Wie es aussieht, hat er Glück mit seinen Tischgenossen, er hat das Gefühl, dass er an diesem Abend wahrscheinlich nicht mehr aufstehen und sich angenehmere Gesellschaft wird suchen müssen. Vorausgesetzt, niemand redet über Politik und Hermann Manfred holt sich keine zweite Portion Salat.

Der nuschelnde Mensch, der ziemlich dünnes Haar hat, abgesehen von einem etwas dichteren Büschel über der Stirn, und sich regelmäßig erst die Mundwinkel und dann die schwitzende Kopfhaut mit seiner Stoffserviette abtupft, kommt aus Bayern und erweist sich als ziemlich guter Witzeerzähler mit schier unerschöpflichem Repertoire. Leider geht manches davon in seinem Genuschel unter, aber Matthias amüsiert sich trotzdem, weil er schon die Art dieses Mannes, bereits vor den Pointen selber loszuplatzen, komisch findet.

Irgendwann, während die anderen gerade für einen Nachtisch anstehen, bleibt Matthias’ Blick am Hintern der Kellnerin hängen, die sich soeben nach etwas bückt, und dabei fällt ihm Boxli ein, an den hat er seit Jahren nicht mehr gedacht. Als sich neben ihm der schnurrbärtige Thomas wieder auf die Bank fallen lässt und unentschlossen eine einsame Scheibe Früchtebrot auf einem Tellerchen anstarrt, bekommt Matthias plötzlich Lust, von ihm zu erzählen. »Ich hatte mal einen Hund, der war auch Schweizer. Ein Boxer«, sagt er.

»Ach so?«, fragt Thomas. »Und wieso war der Schweizer?«

»Er ist uns zugelaufen, als wir im Urlaub waren. Wir mussten ihn über die Grenze schmuggeln.«

»Wir hatten früher auch immer einen Hund, einen nach dem anderen, alles Mischlinge«, sagt Thomas. »Mein Lieblingshund hieß Bello. Ich hab das damals für einen originellen Namen gehalten.«

»Unserer hieß eigentlich Max, nach Max Schmeling. Aber weil er Schweizer war, hat meine Frau ihn immer Boxli genannt.«

»Und jetzt ist er tot?«

»Ja, schon lange. Wir haben uns danach keinen neuen mehr angeschafft. Wir mussten ihn einschläfern lassen.«

»Warum?«

Matthias entdeckt ein paar Krümel am Grund seines Bierglases, er schwenkt es hin und her, um zu gucken, ob sie sich womöglich auflösen. »Ich weiß es nicht mehr. Er war krank, nehme ich an.«

Thomas sagt: »Von unseren ist einmal einer totgefahren worden.«

»Jedenfalls musste es sein«, sagt Matthias und trinkt sein Glas in einem Zug leer, inklusive Krümel.

»Das war nicht mal eine viel befahrene Straße. Und dann auch noch Fahrerflucht. Ich habe einen dumpfen Aufprall gehört, da war ich gerade in der Küche, ich weiß das noch genau, und als ich rausging, um zu gucken, was da los war …«

»Hunde haben ja früher oder später immer irgendwas«, sagt Matthias.

Dann kehrt der Österreicher Geierhofer an den Tisch zurück, ebenfalls mit Früchtebrot, kurz darauf Hermann Manfred, der stolz seinen Teller mit einem zerlaufenen Häufchen Nachtisch vorzeigt und verkündet, er habe das letzte Tiramisù ergattert. Der nuschelnde Bayer bleibt verschollen, die Kellnerin kommt, um die leeren Gläser einzusammeln, sie bestellen eine weitere Runde, und Matthias verschiebt den Gedanken an Boxlis wackeliges Hinterteil in den Bereich seines Gehirns, der für die Archivierung sentimentaler Erinnerungen zuständig ist. Er schaut sich um, betrachtet die Tiffanylampen und beschließt, noch vor dem Schlafengehen sein verpasstes Bad nachzuholen. Er trinkt das frische Bier zügig.

Hermann Manfred klopft ihm mit dem Dessertlöffel auf den Handrücken. »Was ist denn eigentlich mit deinem Freund, Günther Soundso? Der hatte sich auch hier angemeldet, stimmt’s? Und ihr kommt doch meistens zusammen.«

Matthias zieht seine Hand weg und wischt sie unauffällig am Tischtuch ab. »Er kann nicht, seine kleine Freundin hat ihn dabehalten, die ist schwanger und muss abends immer kotzen.«

»Abends?«, fragt Geierhofer.

»Also ich kotz lieber allein«, sagt Hermann Manfred.

In diesem Moment kommt der nuschelnde Bayer vorbeigerauscht, sein Gesicht ist voller roter Flecken, sein Blick hat etwas Irres. Er beugt sich zu Matthias herunter und flüstert ihm nicht gerade leise ins Ohr: »Siehst du die Frau dahinten? Ich glaube, die schleppt mich gerade ab. Die kenne ich von ›Borderline und neue Medien‹. Die nimmt immer gleich ein Doppelzimmer, wenn du weißt, was ich meine.«

»Die kenn ich auch«, sagt Geierhofer. »Und ich weiß, was du meinst.« Aber der Bayer ist bereits weg.

Matthias lacht. Er fängt an, sich richtig wohlzufühlen, und ist froh, dass er die Einladung zu dieser Tagung angenommen hat. Zum mindestens dritten Mal an diesem Abend hört er aus irgendeinem unsichtbaren Lautsprecher den »Anton aus Tirol«. Unwillkürlich summt er mit, hört aber gleich wieder auf, denn neben ihm beginnt Thomas zu singen, Geierhofer fällt ein, die beiden grölen immer lauter, schließlich stehen sie von ihren Plätzen auf, legen sich gegenseitig einen Arm um die Schulter und lehnen die Köpfe aneinander. »Unsre gigaschlanken Wadln san a Wahnsinn für die Madln …«, singen sie. Hinterher verbeugen sie sich, Geierhofer setzt sich, aber Thomas bleibt stehen und versucht sich am nächsten Lied. Offensichtlich kennt er es nicht, denn er improvisiert Text und Melodie. Am Ende entschließt er sich, seine Darbietung mit einem inbrünstigen, lang gehaltenen Opernarienton zu beenden, dabei breitet er seine Arme aus und wölbt die Brust, Matthias und die beiden anderen können sich kaum noch halten vor Lachen, Geierhofer kippelt gefährlich mit dem Stuhl und Hermann Manfred haut mit der flachen Hand vor Vergnügen auf die Tischplatte.

Später bestellen sie Grappa. Die Kellnerin schwitzt und riecht nach Weichspüler, Matthias betrachtet den aufgenähten Hirsch an ihrem Rock und überlegt, ob Anke so etwas mögen würde. Ihm fällt ein, dass er vergessen hat, sie nach seiner Ankunft anzurufen, aber das macht nichts. Es ist nicht wichtig. Sie verstehen sich auch so. Und obwohl sie gestern etwas merkwürdig war und kaum geredet hat, so wird er sich davon jetzt ganz sicher nicht die Laune verderben lassen, es ist morgen noch früh genug, um miteinander zu sprechen und Sachen zu klären, und außerdem ist er jetzt gar nicht mehr in der Verfassung, er hat die Biere nicht gezählt.

2

Das Hotelzimmer ist nüchtern und nichtssagend, das ist ihm sehr recht. Es reicht, dass die Decke in der Lobby geschnitzte Balken hat und das Treppenhaus ein gedrechseltes Geländer. Es ist wahrscheinlich, dass er einen Teil der Nacht wachliegen wird, da ist ihm der Blick auf eine neutrale Zimmerdecke lieber. Ein Doppelbett, ein Sessel, Schreibtisch und Stuhl, ein Fernseher, dazu die Nachttische mit Bibel und Hotelprospekt, auf den Kissen Schokoladentaler als Betthupferl.

Auf einem Beistelltischchen, gegen eine Wasserflasche gelehnt, steht eine Begrüßungskarte vom Tagungsleiter Huber: Willkommen in Meran. Ich freue mich, Sie als Gastredner gewonnen zu haben. Bitte sehen Sie die Pausen zwischen den für Sie relevanten Programmpunkten ruhig als Urlaub an und genießen Sie die gute Luft, die schöne Gegend und unseren herrlichen Speck.

Matthias braucht eine ganze Weile, um die Worte zu entziffern, sie hopsen immerzu auf und ab. Er ist deutlich angetrunken, aber er verträgt viel, das war schon immer so, und in solch einem Zustand ist ein Vollbad gerade richtig. Sein Tisch war der letzte im Speisesaal, der noch besetzt war, als er nach oben ging. Im Badezimmer dreht er den Hahn an der Wanne auf, und während das Wasser einläuft, durchwühlt er im Zimmer sein Gepäck.

Zwischen seiner Wechselwäsche findet er einen Apfel. Den muss Anke ihm in den Koffer gelegt haben, so etwas tut sie gelegentlich, sozusagen im Vorbeigehen, ein kleiner Gruß, der ihn daran erinnern soll, auf seine Gesundheit zu achten. Er legt ihn auf den Schreibtisch, fängt ihn gerade noch auf, als er über die Kante kullert, findet einen sicheren Platz für ihn im Aschenbecher, dann hängt er die Kleidung aus dem Koffer über die Stuhllehne, damit sie nicht knittert. Sie rutscht sofort wieder herunter und knüllt sich auf dem Fußboden zu einem Häufchen zusammen. Seinen Aktenkoffer mit dem Laptop, den Vortragsunterlagen und den Aufzeichnungen, die er in den kommenden Tagen für seine Arbeit brauchen wird, wuchtet er auf den Tisch und klappt ihn auf. Dabei gleiten die obersten Papierschichten heraus, und die Blätter verteilen sich überall. Als er versucht, sie zu sortieren, bemerkt er, dass die Zahlen unten an den Seiten alle gleich aussehen und die Überschriften einfach nicht stillhalten wollen. Er fegt alles mit der flachen Hand zusammen und lässt den verhexten Koffer in Ruhe. Seine Schuhe stellt er neben der Tür ab; als er das nächste Mal ins Bad geht, stolpert er darüber und hält sich an seiner Jacke fest. Dass das Aufhängebändchen einreißt, ist nicht zu überhören, immerhin bleibt die Jacke, wo sie ist, während die Schuhe mit Schwung über den Teppich rollen und der eine unter dem Bett verschwindet. So wird das nichts. Er muss eben morgen aufräumen, und hoffentlich wird das Zimmermädchen auch einen Teil übernehmen. Zu Hause macht Anke Ordnung. Und sie haben eine Putzfrau, die einmal die Woche kommt.

Im Badezimmer dampft es, Matthias kaut ein paar von den Würfeln aus dem Reformhaus, die er immer dabeihat, dann zieht er sich komplett aus und setzt sich aufs Klo. Während er dem Badewasser zusieht, das in die Wanne strömt, konzentriert er sich auf seinen Unterleib. Als er fertig ist, erfüllt ihn ein träges Wohlgefühl. Den Tipp mit den Reformhauswürfeln hat er von Ankes Kollegin, einer ihrer Mitarbeiterinnen aus der Mädchenzufluchtsstätte, die kennen sich mit solchen Sachen aus. Er investiert eine beachtliche Summe im Monat, um sich mit dem Zeug einzudecken, aber es ist jeden Cent wert, er hat seitdem überhaupt keine Probleme mehr. Er kann sogar kacken, wenn er es sich nur vornimmt. Anke lacht sich jedes Mal kaputt, wenn er dieses Wort benutzt, aber in den vielen Jahren, in denen er sich mit seiner Verdauung und ihren Launen herumgeschlagen hat, ist ihm kein besseres untergekommen. Es hat keinen Sinn, die Angelegenheit zu umschreiben, man kackt oder man kackt nicht, und wenn seine Frau das auch noch lustig findet, umso besser.

Das Wasser ist zu heiß. Er steht bis zu den Waden darin und tritt von einem Bein aufs andere, während er kaltes Wasser nachlaufen lässt. Er ist froh, dass ihn niemand so sieht, immer jeweils ein Bein in der Luft, dazu ein Gesichtsausdruck, dessen Lächerlichkeit er durchaus selber spüren kann, ohne ihn zu sehen (der Spiegel ist beschlagen). Irgendwann geht es, er lässt sich zentimeterweise ins Badewasser gleiten, verteilt das frische, kalte Wasser mit großen Handbewegungen, legt sich schließlich auf den Rücken und atmet hörbar aus.

Er stellt sich vor, er badet in einem natürlichen Felsenbecken, leise plätschert ein Wasserfall, Vögel tschilpen, Blätter rauschen, er befindet sich irgendwo in Mesopotamien oder in Afrika, oder noch besser: auf Island, in einer warmen Quelle (ohne den Schwefelgeruch), und er fühlt sich wohl, wohl und entspannt, nackt und betrunken, genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Seine Knie ragen aus dem Wasser und werden kalt. Als er seine Beine streckt, stehen die Füße heraus. Dann bekommt er einen Schluckauf. Seufzend öffnet er die Augen, dann erhebt er sich schwerfällig, damit er an den Shampoo-Behälter kommt, der viel zu weit oben an der Wand angebracht ist.

Zurück im Wasser sitzt er aufrecht, schäumt sich die Haare ein, formt einen Hahnenkamm und summt ein Lied, das sein Vater oft singt und das er seit der Zugfahrt im Ohr hat: »Es ist einmal im Leben so, allen geht es ebenso …« Das natürliche Felsenbecken ist verschwunden, Matthias sitzt ziemlich zufrieden in einer guten Hotelbadewanne, Herr seiner Zeit und seiner selbst, er badet und hat seine Frau nicht angerufen und singt, weil es ihm einfach gerade so passt, und er freut sich, dass er singen darf, dass er mitten in der Nacht baden kann und niemandem Rechenschaft schuldig ist. Er weiß erst seit gestern, dass Günther Vater wird, aber plötzlich kann er es direkt vor sich sehen, wie der sich jetzt neben seiner kleinen Freundin im Bett herumwälzt, nachdem er ihr den ganzen Abend beim Kotzen assistiert hat. Mit nassen Händen sucht er in seiner am Boden liegenden Hose nach dem Mobiltelefon, schreibt eine SMS an Günther: Bade besoffen in Meran. Und Du?, aber das Gerät fällt ihm ins Wasser, bevor er sie abschicken kann, danach ist es erst mal aus, und er lässt lieber die Finger davon.

Als seine Haut schon ganz schrumpelig geworden ist und er merkt, dass er kurz davor ist wegzudösen, dreht er an der Abflussarmatur und hört zu, wie das Wasser gluckert und gurgelt. Während der Pegel langsam sinkt, fühlt es sich an, als würden ihm von oben Gewichte auf den Körper gelegt, als senke sich etwas auf ihn herab.

Bevor er sich schlafen legt, isst er beide Betthupferl auf.

3

Er schläft schlecht in dieser Nacht. Aber daran ist er gewöhnt, an endloses Starren an die Decke, an tiefes Atmen in den Bauchraum, damit die verdammten Augen wieder zufallen, er hat eine innere Liste von Themen, über die es sich lohnt nachzudenken. So kommt ihm die Zeit, in der er wenigstens seinem Körper etwas Ruhe verschafft, nicht so verschwendet vor. Nur ungern beschäftigt er sich nachts mit seinen Fällen, das macht ihn immer allzu wach, seine Füße werden unruhig, seine Kopfhaut fängt an zu jucken, dann ist ans Einschlafen meist nicht mehr zu denken. Aber er kann beispielsweise problemlos entspannt daliegen, während sein Gehirn quasi im Sparmodus Informationen für sein Buch zusammenfügt, vergleicht, sortiert, im Grunde das, was es im Schlaf ohnehin tun würde, er ist eben einfach nur wach und kann sich selbst dabei zuhören. Oft döst er dann für eine Weile wieder ein. Auf diese Weise ist er in den letzten Wochen gut vorangekommen. Es ist ein bescheidenes Buch, das sich mit dem Nachweis der neurologischen Wirksamkeit von Psychotherapien bei Zwangspatienten befasst. Wenig mehr als ein Teilchen im großen Puzzle der weltweiten Forschung. Seine bisherigen Veröffentlichungen allerdings haben ihm bereits Respekt in engeren Kreisen verschafft, man hat ihm Fördergelder bewilligt. Auch ein Verlag hat inzwischen Interesse gezeigt.

Die Sonne ist schon aufgegangen, als er nach einem letzten kurzen Tiefschlaf die Augen öffnet. Er merkt, dass er Kopfschmerzen hat. Auf dem Nachttisch findet er sein Mobiltelefon, es ist noch ausgeschaltet nach dem Badeunfall, aber als er es anmacht, leuchtet das Display wie gewohnt auf. Er fühlt sich nicht gut, wenn das Telefon aus ist, er muss erreichbar bleiben, selbst hier.

Die Kopfschmerzen ignoriert er, das ist ein gutes Rezept, einfach die Gedanken ablenken, am besten, man arbeitet. Aber als er aufsteht, wankt er, alles dreht sich, das ist nicht normal, er ist nicht der Typ für ausgeprägte Kater. Das Frühstück überspringt er lieber. Ihm ist nicht nach Essen zumute, in der Tat ist ihm sogar ein wenig flau, und im Notfall hat er einen Apfel, vielleicht kann er später in einer Arbeitspause in eine Bar gehen, wo es Espresso gibt (sehr magenfreundlich), er hat gestern eine gesehen, gleich gegenüber dem Hotelgelände. Es wäre etwas anderes, wenn Günther da wäre. Dann könnte er sicher sein, dass das Frühstück eine erfreuliche Angelegenheit wird, aber Hermann Manfred auf nüchternen Magen, das ist nichts für ihn. Er hat den ganzen Vormittag Zeit zum Arbeiten, seinen Vortrag soll er direkt nach dem Mittagessen halten, um zwanzig nach eins. Jeden Tag finden Arbeitsgruppen statt, dort kann er sich sehen lassen, wenn er möchte, am Samstagabend ist er für eine Podiumsdiskussion eingeplant (im Konferenzraum »Similaun«, komischerweise hat er sich das merken können).

Der Schwindel hat sich gelegt, als er vor dem großen Spiegel im Badezimmer steht und sich betrachtet, doch der Kopfschmerz ist noch da, er haucht gegen seine Handfläche und beschließt, dass Zähneputzen nicht zwingend notwendig ist, auch Waschen ist überflüssig. Er rollt sich Deo unter die Achseln, das muss reichen. Dann hört er sein Mobiltelefon klingeln, der übliche nervige Ton, den alle haben, dazu ein Rattern und Schnarren, weil das Gerät auf dem Nachttisch herumvibriert.

Es ist Herr Kahl.

Er ist der einzige Patient, der die Nummer, die Matthias für Notfälle herausgibt, auch wirklich benutzt. Die anderen kommen ohne seine Hilfe aus oder trauen sich nicht, Menschen mit Zwängen sind allgemein eher höflich und unaufdringlich, jedenfalls diejenigen, die zu ihm kommen. Es ist eine Binsenweisheit, dass Patienten oft überraschend gut zu ihren Therapeuten passen. Herr Kahl hat eine Sonderstellung bei ihm, immerhin profitiert Matthias enorm von seiner Kooperation, Herr Kahl ist seine persönliche Vorführgeschichte, achtzig Prozent des Vortrags, den er heute nach dem Mittagessen halten wird, bestehen aus seinem Fall und seinem Gehirn.

»Herr Kahl, was kann ich für Sie tun?«

»Es geht mir gut«, sagt Herr Kahl.

»Das freut mich sehr zu hören. Sie wissen, dass Sie mich auf einer Tagung erreichen?«

»Ich mache es kurz«, sagt Herr Kahl.

Herrn Kahl hat er seit gut vier Jahren. Mit manchen Patienten schließt er eine Art Vertrag. Er klärt sie zu Beginn der Therapie über seine Vorgehensweise auf, legt gemeinsam mit ihnen Ziele fest, schreibt auf, was er von ihnen erwartet, was sie von ihm erwarten können, all so etwas, und am Ende unterschreiben sie beide. Wenn es dann Krisen gibt, wenn die Patienten Angst bekommen, sich verweigern, misstrauisch werden, die Regeln vergessen, kann er auf den Vertrag verweisen. Bei anderen ist so etwas nicht nötig. Er hat ein Gespür dafür, wer einen Vertrag braucht und wer nicht.

Herr Kahl hat keinen Vertrag. Er war einer von den Verzweifelten, die zu Matthias kommen, weil niemand sonst ihnen helfen kann (Matthias hat eine gute Mischung aus Verzweifelten und Reichen, die seine Praxis am Laufen hält). Anfang vierzig, geschieden, arbeitsunfähig; seit fast zwanzig Jahren schlug sich Herr Kahl damals mit verschiedenen Zwängen herum, die mal stärker, mal schwächer ausgeprägt waren. Während er bis Mitte dreißig ein einigermaßen normales Leben hatte führen können, wurden seine Zwänge nach der Scheidung von seiner Frau so schlimm, dass er seine Arbeit aufgeben musste, mehrere Therapeuten verschliss und sich ein paar Mal stationär behandeln ließ. An ihm wurden alle bekannten Tricks angewandt, alle Medikamente ausprobiert, und irgendwann galt Herr Kahl als austherapiert. Keiner war darüber unglücklicher als er selbst.

Nicht, dass es immer leicht war mit Herrn Kahl, aber mangelnde Motivation konnte man ihm nie vorwerfen. Er versuchte stets mitzuziehen, auch wenn es anstrengend wurde. Dass es Rückschläge gab, dass die Stimmung in den Sitzungen gelegentlich aufgeladen war, dass Herr Kahl phasenweise dichtmachte, war normal und wenig überraschend. Einer von Matthias’ Kollegen hatte die Behandlung von Zwangspatienten einmal mit einem Stellungskrieg verglichen, bei dem hinter jedem Durchbruch sofort eine neue Barrikade aufgebaut wird, Matthias kennt das seit fünfzehn Jahren.

Nachdem er bei Herrn Kahl mit der Behandlung begonnen hatte, konnten sie nach und nach die Zwänge besiegen, die Fortschritte sind inzwischen frappierend, und er ist besonders stolz auf diesen speziellen Fall. Außerdem erlaubt Herr Kahl bereitwillig, dass er ihn im Uni-Klinikum untersucht, um ihm bei seinen Forschungen weiterzuhelfen, stellt ihm seine Daten zur Verfügung, lässt sich durchleuchten und auswerten und ist einverstanden, dass Matthias über ihn schreibt, seine Geschichte in Vorträgen verwendet und Querschnittsbilder seines Gehirns in abgedunkelten Räumen an die Wand projeziert.

»Na dann schießen Sie mal los«, sagt er ins Telefon. Die Verbindung ist nicht gut, er muss es fest ans Ohr pressen.

»Ich möchte meine Termine absagen«, sagt Herr Kahl.

»Kein Problem. Müssen Sie dafür wirklich die Notfallnummer benutzen?« Matthias hat sich auf die Bettkante gesetzt. Er blickt an sich hinunter, sein Penis hat sich zwischen seine Oberschenkel gelegt und sieht aus, als hätte er es sehr gemütlich. Seine Fußnägel sollte er dringend schneiden, die Nägel an den beiden kleinen Zehen sind gelblich, so fängt es an mit dem Altern.

»Ich hatte das Bedürfnis, es nicht länger aufzuschieben, das Absagen«, sagt Herr Kahl.

»Natürlich.«

»Es ist auch ein Abschied für mich, und ich fühle mich etwas verunsichert, das muss man wohl als normal ansehen. Schließlich ist das ein großer Schritt für mich. Da dachte ich, es ist vielleicht angebracht, dass ich Sie gleich anrufe und es hinter mich bringe.«

»Ich bin nicht sicher, ob ich Sie verstehe«, sagt Matthias. Auf seinen Oberschenkeln entdeckt er rote Pünktchen, wie Pickel, er drückt daran herum. Bei dem Gedanken, dass er Pickel auf den Beinen haben könnte, muss er lächeln, wo hat man so etwas schon gehört; er sieht sich für einen Moment zu Hause in Hamburg unter der Dusche mit Ankes türkisfarbenem Peelinghandschuh daran herumreiben. Sein Kopf meldet einen kurzen, stechenden Schmerz.

»Nein?«, sagt Herr Kahl.

»Sie wollen die Therapie abbrechen?«

»Ich möchte sie beenden«, sagt Herr Kahl, und es klingt selbst durch dieses lächerlich winzige Telefon würdevoll.